Ausgabe

Wien und anderswo. Die Tagebücher von Erica Tietze-Conrad

Content

Alexandra Caruso (Hg): Erica Tietze-Conrat: Tagebücher. Band I-III.

Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2015.

944 Seiten, Euro 79,- 

ISBN 978-3-205-79545-2

Erica Conrat (1883-1958) war die erste Wiener Studentin der Kunstgeschichte, die in diesem Fach promovierte. 1935 (nicht 1925?), im Jahr ihrer Promotion, heiratete sie ihren Kollegen Hans Tietze, der mit seinen Arbeiten zur österreichischen Kunsttopographie und als Ministerialbeamter in der Zentralkommission für Denkmalpflege von 1919 bis 1925 einer der bedeutendsten österreichischen Kunsthistoriker und Bewahrer des kulturellen Erbes war.

Beide stammten aus jüdischen Familien und waren getauft - und obwohl Hans Tietze 1933 das Buch Die Juden Wiens publizierte, spielte das Judentum für die beiden keine Rolle.

Der erste Band umfasst die Jahre 1923 bis 1926; Erica Conrat-Tietze beschreibt das Wiener Beziehungsnetzwerk, die vielen Aktivitäten, Freunde und Kontakte des Paares. Besonders eng befreundet waren die beiden mit Oskar Kokoschka (der sie auch malte), Georg Ehrlich und Joseph Floch.

Der zweite Band über die Jahre 1937 und 1938 beschreibt die Reisen in zahlreiche westeuropäische Länder im Zusammenhang mit ihren Studien zur venezianischen Malerei und die vielen Begegnungen mit bereits emigrierten Kollegen. 1938 musten auch die Tietzes in die USA emigrieren.

Das Paar hatte vier Kinder; die vorliegenden Tagebücher, von denen wohl nicht alle erhalten sind, fanden sich im Nachlass des zweitältesten Sohnes, des Turkologen Andreas Tietze.

Die buchästhetisch besonders kreativ und schön gestalteten Bände sind mit den ausführlichen und kompetenten Anmerkungen, den Registern und Bibliographien vorbildlich ediert und sehr benutzerfreundlich.