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Schändung des jüdischen Friedhofes in Gänserndorf
Ida Olga HÖFLER

In der Zeit zwischen dem 7. und 16. Juli 2002 wurde der jüdische Friedhof in Gänserndorf von bisher unbekannten Tätern heimgesucht. Da der Begräbnisort immer versperrt ist, müssen sich die Täter durch Übersteigen der Mauer Zugang verschafft haben.
Dabei wurden zwanzig Grabsteine, die am Fuße der Grablege aufgesetzt sind, lediglich umgestoßen, sodass diese, vom Sockel gerissen, direkt auf dem Beerdigten zu liegen kamen. Die hohen aus schwarzem Granit polierten Stelen, welche durch Sockelaufbau gegliedert sind, wurden in ihren Teilen getrennt, teilweise an den Kanten abgeschlagen bzw. weisen diese Absplitterungen auf. Dabei wurde auch das schmiedeeiserne Gitter der Grabeinfassung beschädigt. Jene Grabdenkmäler aus Sandstein, die durch den Zahn der Zeit porös geworden sind, sind teilweise gebrochen. Die Steine wurden wahllos, ohne irgendwelchem Zusammenhang, reihenweise, einer nach dem anderen, umgestoßen. Seltsam erscheint, dass der Friedhof sonst keinerlei Beschädigungen aufweist – weder Bekritzelungen noch sonstige Verwüstung. Auch das Schloß zur Halle blieb merkwürdigerweise unangetastet. Ebenso blieb der an der Friedhofsmauer angebrachte Schaukasten unversehrt. Es ist nicht Vandalismus in herkömmlicher Art und Weise, wie er im Allgemeinen auf jüdischen Beerdigungsfeldern ausgeübt wird.

Jüdischer Friedhof in Gänserndorf

Nach Entdeckung der Tat wurde sofort ein Lokalaugenschein durch die Gendarmerie Gänserndorf bzw. durch die Kriminalabteilung des Sicherheitsdienstes des Landes NÖ durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass es keine Hinweise hinsichtlich antijüdischer Tendenzen gibt. Starker Regen und teilweiser Hagel vereitelten das Auffinden eventueller Spuren.
Dank der guten Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und dem Verein SHALOM konnte der Friedhof umgehend instandgesetzt werden, sodass dieser für die Öffentlichkeit wieder zugänglich ist und sich als "guter Ort", wo "ewige Ruhe" herrscht, präsentiert.
Frau Ida Olga Höfler, Präsidentin von HELIKON Verein für Geschichte, Kunst und Kultur – sie betreut den Friedhof, veranstaltet an jedem ersten Sonntag im Monat um 14:30 Uhr Führungen. Die nächsten Termine: 1. September, 6. und 27. Oktober 2002.