Ausgabe

Der jüdische Sport und die Öffentlichkeit

Tina WALZER

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Im Juli 2017 finden in Jerusalem die World Maccabi Games statt. Abwechselnd mit den Europäischen Makkabi Spielen wird die grösste jüdische Sportveranstaltung alle zwei Jahre abgehalten. 2011 brachte die IKG Wien die EMG in die österreichische Hauptstadt, vor dem Rathaus wurden die Spiele feierlich eröffnet.

Im Juli 2011 erlebte Wien das grösste jüdische Sportereignis der Welt vor der eigenen Haustür: die Makkabi Spiele. Alternierend werden sie als European oder als World Maccabi Games alle zwei Jahre abgehalten, der Austragungsort wechselt. Für die Israelitische Kultusgemeinde war es ein mutiger Schritt in Richtung Öffnung der engen Gemeinschaft, so wie es für viele Familien mit Überlebenden der Shoa das erste Mal war, freiwillig nach Wien zurückzukehren - der Sport hatte den Brückenschlag über die Kluft der Verfolgungstraumata möglich gemacht. Die jungen Wiener Juden verkündeten ihren jüdischen Gästen, sich hier eine Zukunft aufzubauen, sie zeigten ihren Stolz auf ihre Heimat Wien. In einer Kehile, wo bis dahin die Eltern ihre Kinder in möglichst weit entfernte Länder zur Ausbildung geschickt hatten, um ihnen das Leben im Land der Täter zu ersparen, war diese Periode einer europäisch-jüdischen Nachkriegszeit endlich beendet - die Initiative für den Sport hatte es für die ganze Welt sichtbar gemacht: Als die jugendlichen Sportler der deutschen Delegation vor der Ehrentribüne mit österreichischen Spitzenpolitikern die schwarz-rot-goldene Fahne schwingend „Deutschland, Deutschland" skandierten, brachen die meisten im Publikum vor Erleichterung in Tränen aus.  

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Tag der offenen Tür in der IKG Wien. Mit freundlicher Genehmigung: IKG Wien.

Als Antwort auf den grossen Erfolg innerhalb der Gemeinde sowie das lebhafte Interesse der Öffentlichkeit veranstaltet die IKG Wien seither unter dem Titel Jüdisches Wien erleben jährlich Tage der offenen Tür mit Konzerten von Oberrabbiner, Oberkantor und Jüdischem Chor sowie, zur Stärkung, koscheren Würsteln und Wein. Dort bekommt das zu tausenden erscheinende Publikum Gelegenheit, die Kehile von innen kennen zu lernen und Bekanntschaften zu schliessen; die Abteilungen stellen sich vor, der Gemeinderabbiner führt durch den Stadttempel und erklärt jüdische religiöse Gesetze und Feiertage, Ausstellungen informieren über die jüdische Geschichte Wiens in Verbindung mit aktuellen Themen wie Flucht und Integration, Führungen über die jüdischen Friedhöfe komplettieren das Angebot. Juden wie Nichtjuden kommen und sind begeistert - gilt es doch auch, in einer Gemeinde, die sich erstmals seit 1938 wieder verjüngt, den neuen Generationen ihre Heimat näher zu bringen. Entsprechend stehen mit grossem Erfolg Sport-, Jugend- und Kulturveranstaltungen im Mittelpunkt der Programmgestaltung der Kultusgemeinde.

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Jedes Jahr kommen mehr als 5.000 Besucher zum Tag der offenen Tür in die IKG Wien. Mit freundlicher Genehmigung: IKG Wien.

Tag der offenen Tür der IKG Wien 2017

Datum: 10. September 2017

Ort: IKG Wien, 1010, Seitenstettengasse 4 

Zeit: 11.00 Uhr - 17.00 Uhr (Einlass: bis 16.00 Uhr)

Hinweis: Bitte einen amtlichen Lichtbild-Ausweis mitbringen!

Mit der Ausstellung: Maria Theresia, die Juden und ihre Zeit

Weitere Informationen: www.ikg-wien.at 

Die 20. World Maccabi Games in Jerusalem 2017 und der Ride 4 Solidarity

Heuer ist es wieder soweit: die nunmehr 20. World Maccabi Games finden statt, diesmal in Jerusalem. Ab 6. Juli 2017 werden sich dort über 10.000 Sportler in 43 Sportarten messen. Parallel dazu haben sich zwanzig Frauen und Männer, Juden und Nichtjuden aus neun Ländern zusammengefunden, die zu diesem Anlass auf die europäische jüdische Geschichte aufmerksam machen möchten und an den Orten, in die sie kommen, der vernichteten Gemeinden und Opfer der Shoa gedenken. Sie teilen gemeinsame Werte von Frieden, Gleichheit und Freiheit und wollen damit ein Zeichen gegen Diskriminierung und Hass setzen. In einem Ride 4 Solidarity werden sie zehn europäische Länder:  Grossbritannien, Belgien, Niederlanden, Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland auf ihren Motorrädern durchqueren und im olympischen Stil eine Fackel von Europa durch Israel nach Jerusalem bringen. Ihr Ziel ist es, zur Unterstützung des Staates Israel aufzurufen, ein Zeichen gegen Antisemitismus und Diskriminierung zu setzen und so ihren Beitrag zur Stärkung des Zusammenhalts der jüdischen Gemeinden in Europa zu leisten. Dabei folgen sie den legendären Motorrad-Touren der 30er Jahre, als jüdische Sportler die damals neue Institution der Makkabi Spiele vom Bike aus bewarben. Am 16. und 17. Juni kamen die heurigen Biker auf ihrer Solidaritäts-Tour auch durch Österreich. Fans können sie auf ihrem Weg nach Jerusalem begleiten. 

Weitere Informationen: http://ride4solidarity.com/about-rides/?slug=r4s  ; http://www.maccabiah.com/2017/