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Radetzkyschule 1938. Eine Spurensuche

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Renate Mercsanits in Zusammenarbeit mit Martha Bernardi, Evelyn Hadler, Michaela König, Peter Waschulin.

Wien: Ueberreuter Verlag 2011. 193 Seiten. ISBN 978-3-85003-489-0

Renate Mercsanits, Professorin für katholische Theologie am Wasa- und am Radetzkygymnasium in Wien, hat an diesen beiden Schulen in zwei vorbildlich recherchierten und dokumentieren Projekten die Schicksale der vertriebenen und ermordeten jüdischen Lehrer und Schüler erforscht. Ihre Namen wurden als sichtbarstes Resultat der Projekte auf Gedenktafeln in den Schulen festgehalten.

Nach der Publikation ihrer Ergebnisse über das Wasagymnasium 2007 hat Mercsanits 2011 auch ein Buch über die Radetzkyschule ab 1938 vorgelegt. In der Einleitung schreibt sie: „Die Schuld- und Verantwortungsverstrickung der eigenen Schule zum Thema zu machen, verlangt danach, die Opfer zu kennen und ihre Namen im Gedächtnis der Schule zu bewahren und zu würdigen. Es verlangt auch die Schuldverstrickung der eigenen Schule offenzulegen, nach den Ausgrenzungsmechanismen und der institutionellen und direkten Gewalt der nationalsozialistischen Herrschaft vor Ort zu fragen."

Die einzelnen, im Buch beschriebenen Lebensläufe, die Mercsanits mithilfe umfangreicher Korrespondenzen und Dokumente recherchierte, bieten eine Fülle von Detailinformationen zu Wiener jüdischen Familien, Auswanderungsgeschichten und oft auch sehr erfolgreichen und beeindruckenden Karrieren in den neuen Heimatländern. In einigen Fällen kamen die Kontaktversuche leider zu spät; sie erreichten nur mehr die Familien, oder die ehemaligen Schüler und Schülerinnen konnten aus Altersgründen nicht mehr reisen.Unter den Lehrern ragen Oskar Kreisky, ein Onkel des späteren Bundeskanzlers, der sich durch Flucht retten konnte, und Egon Lewin, der in den USA am Hebrew Teacher‘s College in Boston unterrichtete, heraus.

28 Schülerinnen und Schüler sowie ein Lehrer der Radetzkyschule wurden in der Shoah ermordet.