Christoph Tepperberg
Danielle Spera: 100 x Österreich – Judentum.
Wien: Amalthea Signum Verlag 2020.
256 Seiten, 136 Abb., Euro 25,00.-
ISBN: 978-3-99050-171-9
Autorin des Bandes ist die einstige ORF-Moderatorin und Museumsdirektorin Dr. Danielle Spera: geb. 1957 in Wien, Studium der Publizistik und Politikwissenschaft, 1983 Promotion mit einer Dissertation über Agitation und Propaganda der österreichischen Sozialdemokratie 1919-1930, 1978-2010 Journalistin und Moderatorin im ORF, »Romy«-Preisträgerin, ab 2010 Direktorin des Jüdischen Museums Wien, seit 2018 Herausgeberin der jüdischen Magazins »NU«, Autorin zahlreicher Bücher und Beiträge zu zeitgenössischer Kunst und zu jüdischen Themen.
Das Buch ist in der Reihe »100 x Österreich« des Amalthea Verlages erschienen. »Die Zahl 100 ist im Judentum ein positives Symbol« und »Alles hat seine Stunde«, entlang dieser Worte aus Thora und Tanach erläutert die Autorin in der Einleitung ihre sehr persönliche Auswahl von 100 jüdischen Persönlichkeiten und Geschichten:
[...] »In diesem Sinn habe ich eine Liste erstellt, die, wie Best-of-Listen, auch sehr subjektiv ist. Österreichisch-jüdische Geschichte und Geschichten, die Bedeutung jüdischer Österreicherinnen für die Gesellschaft (zum Beispiel Fanny von Arnstein, Berta Zuckerkandl, Eugenie Schwarzwald oder Hilde Spiel), Kunst und Künstler, Sportklubs und Sportler, jüdischer Humor, Religion, wichtige Persönlichkeiten und vieles andere mehr habe ich in »meine« Liste aufgenommen. Meine Richtschnur war, auch zu zeigen, was österreichische Jüdinnen und Juden zur Entwicklung unseres Landes beigetragen haben, in vielen verschiedenen und ganz unterschiedlichen Bereichen: von der Wissenschaft, Medizin, Musik, Kunst, als Mäzene bis hin zur Infrastruktur – denken wir nur an den Bau der Ringstraße beziehungsweise die Errichtung der ersten Eisenbahnlinien in Österreich. [...]
Was sich trotz aller Leichtigkeit durch dieses Buch zieht, ist, dass es in einem Teil der Kapitel dieses Buchs um tragische Entwicklungen in der österreichisch-jüdischen Geschichte geht. Die Geschichte des österreichischen Judentums ist keine kontinuierliche, sondern eine Geschichte mit vielen Brüchen. Von der dramatischen Zerstörung der ersten jüdischen Gemeinde in Wien 1421 bis hin zur Shoah.« (S. 10-13) Diesen Darlegungen folgt »Die Geschichte der jüdischen Gemeinde« in Form einer handlichen chronologischen Übersicht, beginnend mit der Zollordnung von Raffelstetten (906) bis hin zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms 2018. (S. 14-19)
Den Hauptteil des Buches bilden die 100 lexikonartigen und bebilderten Kapiel. Österreichs jüdische Geschichte ist spannend und vielseitig. Diese Vielfalt bietet dem Leser die Möglichkeit, »Judentum» in 100 handlichen Portionen zu erleben. Speras »Leseportionen« sind fundiert und unterhaltsam. Hier eine thematische Auswahl dieser 100 »Miniaturen«: »Unsere Stadt« im Mittelalter, Schulhof/Judenplatz, Das jüdische Burgenland – die Siebengemeinden, Der Wiener Stadttempel, Thora und Thora-Schmuck, Österreichische Rabbiner, Die Gemeinde Hohenems, Jüdische Friedhöfe in Wien, Jüdische Armut, Die Rothschilds, Jüdische Spitäler, Sigmund Freud und die Psychoanalyse, Die Kaufhauskultur, Theodor Herzl und der Zionismus, Teddy Kollek, Jüdischer Sport: Schwimmen, Fussball, Die Ottakringer Brauerei – Familie Kuffner, Hans Kelsen und die österreichische Bundesverfassung, Der Wiener Prater, Zwischen Donaukanal und Donau: die Mazzesinsel, Jüdischer Humor (Fritz Grünbaum, Armin Berg, Hermann Leopoldi), Hollywood in Österreich – Österreich in Hollywood, Die Tante Jolesch, Kaffeehausliteratur, Jiddisch im Wienerischen, Die Shoah und Orte der Erinnerung in Österreich, Das Jüdische Museum Wien, Das Palais Eskeles, Phantastischer Realismus, Schabbat, Pessach, Koscher: Essen und Tradition im Judentum. (S. 22-233)
In einem praktischen Glossar werden unter dem Titel »Grundlegende Begriffe aus dem Judentum« einschlägige Wörter erklärt, z.B. Aschkenasim, Bar Mizwa, Bima, Chassidismus, Cheder, Eretz Israel, Chanukka, Gesera, Haggada, Hakoah, Jeschiwa, Jom Kippur, Kabbala, Kaddisch, Kippa, Leviten, Mazzot, Midrasch, Mischna, Rabbanim, Rosch Haschana, Schofar, Seder, Sukkot, Talmud, Tanach, Thora usw. (S. 236-242) Der Bildnachweis (S. 245), ein Literaturverzeichnis (S. 244-249) und ein Namenregister (S. 250-254) ergänzen diesen ansprechenden Band.