Ausgabe

Viele Facetten eines Lebens

Monika Kaczek

Inhalt

Frank Jacob: Emma Goldman. Identitäten einer Anarchistin.

Berlin/Leipzig: Hentrich&Hentrich Verlag 2022.

275 Seiten, kartoniert, Paperback, Euro 20,70.-

ISBN: 978-3-95565-480-1

 

Emma Goldman, eine der bekanntesten Anarchistinnen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, vereinte viele Aspekte in ihrem Leben. Sie war nicht nur Anarchistin, sondern auch Jüdin, Feministin, Publizistin, Antifaschistin und Revolutionärin. Sie wurde am 15. Juni (Julian. Kalender)/27. Juni (Gregorian. Kalender) 1869 in Kovno (Russisches Reich) als Tochter eines jüdischen Theaterdirektors geboren. Im Alter von 13 Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Sankt Petersburg, wo sie als Korsettmacherin in einer Fabrik arbeitete und mit  revolutionärem Gedankengut in Berührung kam. Mit 17 Jahren emigrierte Emma Goldman nach Rochester (U.S.A.), wo sie 1887 Jacob Kershner, einen Arbeitskollegen in der Textilfabrik heiratete und so die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Die Hinrichtung von vier Anarchisten politisierte die junge Frau; sie schloss sich der anarchistischen Bewegung an. Als sie Arbeitslose aufforderte, Dinge für den täglichen Bedarf zu stehlen, wurde sie 1893 für ein Jahr inhaftiert. Von 1895 bis 1896 liess sie sich in Wien als Hebamme ausbilden. Zurück in den U.S.A. kämpfte sie weiterhin für das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Liebe, die nicht auf bürgerlichen Zwängen, sondern auf gegenseitiger Achtung basieren sollte. Emma Goldman gab Zeitschriften, wie zum Beispiel Mother Earth, heraus und veröffentlichte 1911 ihr Buch Anarchism and other Essays (dt. Anarchismus und andere Essays). Während des Ersten Weltkriegs wurde ihr Freund und Genosse Alexander Berkman 1917 zu zwei Jahren Haft verurteilt.  Zwei Jahre später wurden beide in die Sowjetunion abgeschoben. Es folgten Aufenthalte in Schweden, Deutschland, Frankreich, England und Kanada. Während des Spanischen Bürgerkriegs reiste Emma Goldman nach London, um dort für das republikanische Spanien zu werben. Während einer Reise durch Kanada starb Emma Goldman am 14. Mai 1940 in Toronto. Der Autor Frank Jacob verfasste ein beeindruckendes und fundiertes Buch über Emma Goldman. Die einzelnen Kapitel, wie zum Beispiel Die Jüdin, Die Anarchistin, Die Anarcha-Feministin, Die Antibolschewistin, widerspiegeln die vielfältige Persönlichkeit dieser Frau. 

„Die vorliegende Studie hat (…) nicht versucht, eine weitere Biographie Goldmans zu präsentieren, sondern die vielen Facetten dieses bewegten und von den Widrigkeiten ihrer Zeit gekennzeichneten Lebens nachzuzeichnen, um zu zeigen wie diese sich auf die persönliche Entwicklung sowie die Vielschichtigkeit der Persona Emma Goldman ausgewirkt haben.(…) Ungeachtet der Diversität und Komplexität (…) lassen sich zwei Wünsche – oder besser Forderungen  –  identifizieren, an die alle diese Identitäten und damit einhergehend Goldmans politische Positionen gebunden waren: Freiheit und Gleichheit.“ (Seite 258)

 

Zum Autor 

Frank Jacob wurde 1944 in Schmalkalden (Thüringen) geboren und ist Professor für Globalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Nord Universität Norwegen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem vergleichende Revolutionsgeschichte sowie die Geschichte des Anarchismus. Er ist Autor und Herausgeber von mehr als 70 Büchern, darunter Gallipoli 1915/16. Britanniens bitterste Niederlage (2020) und Rosa Luxemburg. Ein Leben für die Revolution (Herausgegeben von Hermann Simon, 2021).

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