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Nicht immer leicht, a Jid zu sein

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Roger Reiss: Nicht immer leicht, a Jid zu sein. Geschichten aus dem jüdischen Genf.

Zürich: Chronos Verlag 2010.

171 Seiten, Euro 18,00.- (D)

ISBN 978-3-0340-1003-0

Vom Genfer Judentum weiss man in Österreich nur wenig, dabei handelt es sich nach Schätzungen  - bei einer Gesamtbevölkerung von 400.000 Menschen-  doch um 5.000 bis  6.000 Juden;  jedenfalls wurden im Jahr 2000 fast  4.400 Gemeindemitglieder gezählt. Roger Reiss bezeichnet es als ein auf sich selbst zurückgezogenes Judentum, dessen Mitglieder zu einem grossen Teil sephardischer Herkunft sind.

Nach der Lektüre der 26 Kurzgeschichten von Roger Reiss gewinnt man den Eindruck, der Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Genf sei weniger die Synagoge, als vor allem das Kaffeehaus Moule à Gȃteau. Unter den jüdischen Stammgästen hat Roger Reiss auch einige der Protagonisten seiner Geschichten gefunden, da gibt es Überlebende der Shoah, die ständig von ihren schrecklichen Erlebnissen berichten, aber niemand will diese hören, oder reiche Bankiers mit ihren Sorgen, so ist einer mit einem terroristischen Sohn gestraft, und natürlich auch missgünstige Arme, die diese Reichen ebenso hassen wie beneiden. Roger Reiss berichtet aber auch von merkwürdigen Erlebnissen auf der gar nicht so einfachen Suche nach koscheren Lebensmitteln, oder von den Schwierigkeiten, manch alte sephardische Tradition in der heutigen Schweiz auszuüben.

Roger Reiss ist ein liebevoller Beobachter des Genfer jüdischen Mikrokosmos und diesen besser kennen zu lernen bieten seine knappen ironischen Erzählungen jetzt Gelegenheit.