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Neuland

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Eshkol Nevo: Neuland

Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer

München: dtv 2013

638 Seiten, Euro 25,60

ISBN: 978-3-423-28022-8

Viele junge Israelis nehmen sich nach dem Militärdienst eine Auszeit, meist verbringen sie diese als Backpacker in exotischen Gegenden. Aber Meni Peleg ist schon sechzig und beruflich sehr erfolgreich, als er seine Kinder mit dem Entschluss längere Zeit als Rucksacktourist in Südamerika verbringen zu wollen, überrascht. Sichtlich kann der attraktive Kriegsheld den erst kurz zurückliegenden Tod seiner Frau nicht verkraften, dafür spricht auch, dass er, der immer so wohl überlegt war, kaum abgereist, höchst merkwürdigen Aussagen bei den Telefongesprächen mit der Familie macht. Bald treffen gar keine Nachrichten von ihm mehr ein und so beschließt auch sein Sohn Dori nach Südamerika zu fliegen, um sich dort auf die Suche nach dem anscheinend Verschwundenen zu begeben. Dori, engagierter Geschichtslehrer und liebevoller Vater, unternimmt diese Reise nur ungern, da er sich nicht von seiner Frau und vor allem nicht von seinem kleinen Sohn trennen möchte. Obwohl er einen professionellen „Vermisstensucher" engagiert, wird er mehrere südamerikanische Länder besuchen müssen, bis er schließlich in Argentinien herausfindet, was mit seinem Vater geschehen ist. Vorher begegnet Dori aber noch in Peru der jungen Israelin Inbar, die ihrerseits nicht über den Tod ihres jüngeren Bruders beim Militär hinweg kommen kann. Inbar, vom ersten Moment an fasziniert von Dori, wird seine Reisebegleiterin und beide werden sich im Lauf der Zeit  immer näher kommen.

Aus der Sicht von Inbar und Dori wird sowohl die schwierigen Suche nach dem verschwundenen Meni Peleg, als auch der Beginn ihrer Liebesromanze geschildert. Weitere Erzählstränge geben Einblick in das schwierige Beziehungsgeflecht innerhalb ihrer beiden Familien und über eine schon einmal in der Vergangenheit stattgefundene Begegnung zweier Familienmitglieder. Das Leben aller Protagonisten ist eng mit der Gegenwart und der bis zu den Ideen des frühen Zionismus reichenden Geschichte Israels verbunden, aber auch mit der Konfrontation, dass in der Vergangenheit wie in der Zukunft es sowohl privat als politisch doch auch ganz anders sein könnte.

Eshkol Nevo, viel gelesener Autor in Israel, hat mit Neuland einen weiteren  beeindruckenden Roman, der sehr realistisch wirkt und doch mit einem Quantum Romantik versehen ist, geschaffen.