Präambel |
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Im Rahmen von Nachfolgeprojekten sollen zehn weitere Synagogen in ähnlicher Weise rekonstruiert werden, wobei es sich vor allem um die wissenschaftliche Aufarbeitung bzw. dreidimensionale Dokumentation des baulichen Bestandes handelt. | |||
Abb. 1a-b Rekonstruktion der Neudeggergasse
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Ziele der Rekonstruktion Die computergestützte Darstellung trachtet unübersehbar danach, sich nach "vorne" zu orientieren. Ihr Blick richtet sich vordergründig in Richtung Zukunft. Unter Verwendung der Schlagworte Effizienz und Produktivität wird fallweise der virtuelle "Himmel auf Erden" versprochen. Parallel dazu bieten sich diese dem Fortkommen verschriebenen Techniken jedoch in ebenso großem Maße auch für den "lernenden Blick" auf die Vergangenheit an. Konstruktion im Dienste der Rekonstruktion, bzw. Rekonstruktion unter dem Aspekt des Konstruierens könnte eine entsprechende Parole lauten. In Anbetracht der computergestützten Rekonstruktion wäre zu erörtern, inwieweit es sich bei einer derartigen Visualisierung bereits zerstörter Bausubstanz nicht vielmehr um eine Konstruktionsmethode auf Basis abstrakter - sprich fragmentierter - Daten handelt. Diese Datensätze enthalten jedoch zwangsläufig Unschärfen; die notwendig werdenden Ergänzungen, bzw. die dadurch bedingte "Verfälschung" des geschichtlichen Bildes muß jedenfalls kritisch betrachtet werden. Rekonstruktion einer Substanz bedeutet aber auch die Chronologie eines Zerfalls oder einer Veränderung in gewisser Weise hintanzuhalten, Verlorenes gleichsam wiederzugewinnen. Rekonstruktion: Modellierung und Visualisierung Im Zuge der Rekonstruktion einer räumlichen Objektstruktur lassen sich grob zwei Vorgänge unterscheiden: Modellierung und anschließende Visualisierung. Am Markt befindliche Softwarepakete [1] trachten für gewöhnlich danach, beide Bereiche abzudecken, wenn auch mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Im Zuge der Modellierung sind zunächst Überlegungen hinsichtlich der verfügbaren geometrischen Werkzeuge und der einzusetzenden Software anzustellen, eine Vorgangsweise, die bis zu einem gewissen Grad dem Bauen mit (digitalem) "Lego" nahe kommt. Manche Programme versuchen bewußt, die Arbeitsweise des Architekturschaffenden nachzuvollziehen und benennen die digitalen Bauelemente sogar als "Decke", "Wand", "Dach", etc. Bereits generierte Bauteile können beliebig wiederholt und gegebenenfalls in einer Bauteilbibliothek archiviert werden. Parametrisieren lautet hier die Devise. Fragen zur Genauigkeit bei der Eingabe _ oder anders gesagt: zum Detailreichtum _ sind zu klären. Teilbereiche eines Projektes können überdies zu einem späteren Zeitpunkt assembliert werden. Die Visualisierung, also die veranschaulichende Darstellung, erfolgt auf Grundlage der geometrischen Informationsmodellierung. Das Drahtgittermodell - alle körperbegrenzenden Kanten werden dargestellt - wird am schnellsten aufgebaut. Manche Nutzer bevorzugen diese Darstellungsart und vertrauen darauf, daß der Betrachter sich im Liniendschungel zurechtfindet. Beim sogenannten "Verdeckten-Linien-Rechnen" wird die Zahl der dargestellten Linien reduziert, wobei zuweilen Fehler auftreten. Schattierungsverfahren stellen die nächste Stufe der Wiedergabe dar, wobei nach Farbe und Material differenziert werden kann. Mittels "texture mapping" werden gescannte oder in einem Malprogramm erstellte Texturen auf eine Oberfläche projiziert. Weiters können ver-schiedene Lichtquellen im Raum positioniert werden. Die zu bestimmenden Parameter sind dabei für gewöhnlich: Lichtrichtung, Ausstrahlungswinkel und Intensität. Anhand des (vollständigen) 3D-Modells können z.B. beliebige Schnitte durch dieses Modell generiert werden, um diese anschließend als 2D-Zeichnungsdokument weiterzuverarbeiten. Animationen auf QuickTime® VR-Basis Arbeitsplan: Zehn Wiener Synagogen Die bereits rekonstruierte Synagoge in der Neudeggergasse [3] ist keinesfalls als Einzelfall zu betrachten. Neben einer Großzahl an jüdischen Gebetshäusern lassen sich in Wien mehr als zehn Tempelstandorte ausfindig machen, wobei jedoch eine besondere Konzentration im zweiten Gemeindebezirk anzutreffen ist. Ähnlich dem Standort Neudeggergasse, findet man im Regelfall heutzutage Gemeindebauten an jenen Stellen vor. Die Verfügbarkeit von Einreichplänen stellt eine wichtige Grundlage für die Rekonstruktionsarbeit dar, welche sich in weiterer Folge nach Bestandsfotografien bzw. Baubeschreibungen richtet. Hinzu kommt die besondere Problematik der Farbgestaltung, zumal vor 1938 nahezu ausschließlich Schwarzweiß-Fotografien aufgenommen wurden. Die Buchpublikationen von Dr. Pierre Genée über Synagogen in Österreich bzw. Wien enthalten diesbezüglich umfangreiche Informationen [4,5]. Aufgrund der hier skizzierten Sachlage wurde die Bearbeitung nachfolgender Tempelbauten anvisiert: |
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2., Leopoldsgasse 29 2., Pazmanitengasse 6 2., Tempelgasse 3 2., Zirkusgasse 22 5., Siebenbrunnengasse 1a 9., Müllnergasse 21 10., Humboldtgasse 27 13., Eitelberggasse 22 15., Turnergasse 22 20., Kluckygasse 11 |
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Projektfortschritte Am 25. Juni 2001 fand im Jüdischen Museum (Wien) eine öffentliche Präsentation statt. Dr. Pierre Genée referierte hiebei über die Thematik "Synagogen in Wien" und verschaffte dem Publikum einen Rundumblick. Im weiteren bezog sich die Veranstaltung auf nachfolgende Synagogen: • 15., Turnergasse 22 (Architekt Carl König) Eigentlicher Anlaß für die Rekonstruktion war das Projekt "5x2x8", in welchem fünf Studierende in zwei Tagen mit je acht Arbeitsstunden die Synagoge Turnergasse dreidimensional modellierten [7]. Ein weitgehend vollständiger Satz von Einreichplänen lag vor, doch fehlte ein Längsschnitt (bzw. ein Schnitt durch die Kuppel). Außenraumaufnahmen, wie auch eine detaillierte Innenraumfotografie, waren vorhanden. Im Wege eines künstlich geschaffenen Zeitdrucks stellte sich die Frage, welche Modellierungsqualität mit diesem Zeitbudget (80 Arbeitsstunden) erzielt werden kann. Dr. Markus Kristan beleuchtete in seinem begleitenden Impulsreferat den Architekten Carl König. |
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Abb. 2a-d Turnergasse: Zwischenergebnisse
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Abb. 3a-b Turnergasse: Erreichter Rekonstruktionsstand [Willy Hochenbichler et.al] | |||
• 2., Tempelgasse 3 (Architekt: Ludwig von Förster) Die Rekonstruktion der Synagoge in der Tempelgasse wurde vom vielfältigen Archivmaterial begünstigt. In der detaillierten Modellsituation wurde u.a. mit verschiedenen Materialbeschaffenheiten experimentiert und ebenso eine aufwendige Darstellung durchexerziert. Im Frühjahr 2001 wurde die ggst. Diplomarbeit an der TU-Wien approbiert [8]. |
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Abb. 4a-b Tempelgasse: Erreichter Rekonstruktionsstand [Daniela Wallmüller] | |||
• 20., Kluckygasse 11 (Architekt Jacob Gartner) In den Einreichplänen mußten kleinere Unstimmigkeiten festgestellt werden. Die Verifizierung war nur bedingt möglich, weil nur wenige Fotografien recherchiert werden konnten. Trotz nicht vorhandener Innenraumaufnahmen konnte diese Synagoge von Herbert Peter im Rahmen einer Seminararbeit im Sommersemester 2001 rekonstruiert werden. |
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Abb. 5a-b Kluckygasse: Erreichter Rekonstruktionsstand [Herbert Peter] | |||
Es konnten inzwischen ausreichende Arbeitserfahrungen hinsichtlich der computergesützten Rekonstruktion von Wiener Synagogen gesammelt werden. Dennoch wäre es sinnvoll und wünschenswert, mit "Zeitzeugen" in Kontakt zu treten, um die (Zwischen-) Ergebnisse mit realen Wahrnehmungen verbinden zu können. Referenzen [1] Die in diesem Beitrag erörterten Synagogen wurden mittels ArchiCAD (http://www.graphisoft.com) rekonstruiert. |
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Wer hat noch Bildmaterial? von nachfolgenden Synagogen keine Innenraumaufnahmen (Fotografie, Aquarell, etc.) ausfindig gemacht werden: • 5., Siebenbrunnengasse 1a • 10., Humboldtgasse 27 • 20., Kluckygasse 11 Wir bedanken uns im voraus für Hinweise und bitten ggf. um eine e-mail an ao. Univ.-Prof. Dr. Bob Martens: b.martens@tuwien.ac.at |