1338 - 1938. Diese zwei Jahreszahlen bilden eine verhängnisvolle Klammer und gleichzeitig die Höhepunkte antisemitischen Wahns in Wolfsberg. Im August 1338 wurden, so die historisch aus der Legende herausgelösten und verbürgten Tatsachen, in Wolfsberg ansässige Juden zum Teil ermordet, zum Teil vertrieben. Die blutige Tat sowie die Vertreibung wurden mit einer den Juden unterstellten Hostienschändung gerechtfertigt. Christusmord, Brunnenvergiftung, Hostienfrevel und Ritualmord waren jene damals häufig verbreiteten antisemitischen Schauermärchen, mit denen eine christliche Umgebung dem »Gottesvolk der Israeliten« begegnete. Hinzu kam der Vorwurf der »Wucherei«. Der ökonomische Aspekt im Sammelsurium der antisemitischen Stereotypen gewann im Laufe der Jahrhunderte noch zunehmend an Bedeutung. 600 Jahre später veranstaltete der Gemeinderat Wolfsbergs eine Sondersitzung zum >Gedenken< an das mittelalterliche Pogrom. Doch mittlerweile wurde eine noch nie dagewesene und mit den antijüdischen Ausbrüchen früherer Zeiten und anderer Länder kaum vergleichbare Vertreibungs- und Vernichtungspolitik inszeniert. Die Einstellung und weitgehend wohl auch die Absichten der Nationalsozialisten gegenüber der »jüdischen Rasse« blieben seit Jahren keinem aufmerksamen Leser und Zuhörer verborgen. Auch in den lokalen und regionalen Zeitungen vermehrten sich bereits vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten die Hetzartikel insbesondere gegen Juden. Neben der Religionszugehörigkeit war ab März 1938 nunmehr auch die Abstammung ein Kriterium dafür, ob man als Bürger mit allen Rechten galt oder wie im Falle der Juden für rechtlos erklärt und einem staatlich durchgeführten Raubmord zum Opfer fiel. Folgt man den offiziösen örtlichen Berichten von Gendarmerie1, Polizei2 und Stadtchronik3, so soll 1938 die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Wolfsberg ohne »Vorfallheiten« vor sich gegangen sein. Die Verhaftungen von Regimekritikern, insbesondere der Gegner des Putschversuchs der Nationalsozialisten in Wolfsberg im Jahre 1934, setzten allerdings sofort ein. Ebenso die Einschüchterungen und pseudogesetzlichen Maßnahmen gegen Juden.4 »Wer Jude ist oder als Jude gilt«, wurde bereits 1935 in den Nürnberger Rassengesetzen festgelegt. Demnach erfuhren viele völlig assimilierte und ihrer Herkunft nicht bewußten Bürger von ihrer »Abstammung« erst durch die von den Nationalsozialisten für diverse private und berufliche Veränderungen vorgeschriebenen »Ariernachweise«.5 irkshauptmannschaft bis zur Gendarmerie, nicht nur das Ziel, die Anzahl der im Einflußbereich lebenden Juden zu erfassen.7 Das Interesse der Nazi-Behörden bestand einerseits in der weitgehenden Enteignung der Vermögenswerte von Juden, andererseits vorerst an deren baldiger Ausreise - ab 1939 dann an ihrer Vernichtung. Einschüchterung und Raub Wie dies im konkreten Fall Wolfsbergs vor sich gegangen ist - wenn auch zahlreiche Ereignisse nicht mehr rekonstruierbar sind -, soll in der Folge beschrieben werden. Einige Zeitzeugen berichten von den Kreidezeichnungen auf der Straße und an den Fenstern des Gross'schen Geschäfts. Antisemitische Karikaturen und Kaufverbotsaufrufe sollten sowohl die betroffene Familie wie auch Kunden und Freunde verängstigen. »Judenköpfe mit weißer Farbe über die ganze breite Straße gemalt und die Aufschrift: >Jude Gift, raus mit dir!< auf den Auslagefenstern«. Diese Bilder hat Anny Junek noch in ihrer Erinnerung, wenn sie an die März-Ereignisse denkt. Ihr Vater, Adolf Gross, Teilnehmer am Ersten Weltkrieg, meinte noch kurz zuvor gegenüber seinem Nachbarn Johann Leeb: »Was kann mir passieren! Ich bin doch ein hoch dekorierter Offizier der k. u. k. Armee gewesen!« Es folgten Hausdurchsuchungen nach politischem Material, Waffen und Goldbeständen. Nach der Beschlagnahmung von Geldbeträgen und des gesamten Warenlagers wandte sich Adolf Gross als tschechoslowakischer Staatsbürger an seine Botschaft in Wien. Diese reichte mit 31. März 1938 eine Beschwerde an die Bezirkshauptmannschaft in Wolfsberg. In diesem Schreiben wird gegen die Vorgangsweise der NSBO (Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation) Kreisleitung Wolfsberg Beschwerde geführt. Eine Bestätigung über die darin angeführte Entwendung von Geldbeträgen (S 5.500,— und S 79,76) sowie die Besetzung des Geschäftes wird vom Kreisobmann und zwei Zeugen Adolf Gross sogar unverzüglich ausgehändigt.8 Die Bezirkshauptmannschaft hingegen antwortet der Botschaft unwahr, »daß hinsichtlich des Kaufmannes Alfred [sic!] Gross keine Beschlagnahme von Waren u. Geldbeträgen erfolgt ist.« Weiters heißt es in dieser noch zusätzlich unterstellenden Entgegnung: »Es wurde lediglich eine kommissarische Überwachung seines Geschäftsbetriebes in die Wege geleitet, um allfällige unlautere Manipulationen zu verhindern.«9 |
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Die Familien Gross und Singer dürfen ihre Geschäfte nicht mehr betreten und erhielten lediglich ein kleines Taggeld zum Leben. Gleichzeitig wurde der Verkaufsdruck erhöht. Mitte Mai 1938 wurde vom Landesgericht Klagenfurt der Kaufmann und Parteigenosse XXX als kommissarischer Verwalter der Gemischtwarenhandlung Gross eingesetzt, Anfang Juli übernahm dies der Kaufmannsgehilfe YYY.10 Adolf und Emma Gross gaben dem massiven Druck nach und verkaufen unter Zwang ihren gesamten Wolfsberger Besitz. Nachbarn und Freunde wagen kaum mehr einen Kontakt mit den aus der »Volksgemeinschaft« Ausgestoßenen. Anny mußte ihr Praktikum als Schneidergesellin in einem Wolfsberger Schneidereibetrieb zwangsweise beenden. Auf die Meisterin wurde von Seiten der Nationalsozialisten Druck ausgeübt, so daß diese ihre tüchtige und geschätzte Mitarbeiterin entlassen mußte. Fast völlig entrechtet, gesellschaftlich isoliert und existentiell bedroht, entschloß sich die Familie - nachdem Adolf Gross in der Tschechoslowakei bei seiner Mutter eine kleine Unterkunft organisiert hatte - zur Auswanderung. | |
Ansicht des ehem. Geschäfts- und Wohnhauses der Fam. Gross | |
Die Flucht Am 15. September 1938 verließen Adolf und Emma Gross nach über 25 Jahren jene Stadt, in der sie ihr berufliches und gesellschaftliches Leben nach ihrer Heirat aufgebaut hatten. Die gebürtigen Wolfsbergerinnen Anny und Lotte Gross begleiteten ihre Eltern vorerst nach Wien, danach in die slowakische Stadt Zilina. Ende November 1938 erreicht den Notar Dr. Fresacher, seines Zeichens auch neuer Bürgermeister der Stadt Wolfsberg, ein Brief aus Zilina. Darin heißt es: »Ich möchte Sie hiemit vielmals ersuchen mir nicht ungehalten zu sein wenn ich Sie heute belästigen muß. Es handelt sich um mein Umzugsgut von Wolfsberg, welches bereits hier ist, u. ich nicht früher ausgefolgt bekomme, bevor ich nicht eine Bestätigung laut beiliegenden Inhalts vorweisen kann. Ich bitte Sie, Herr Notar, mir diese Bestätigung sofort ausstellen zu lassen und express an mich einzusenden. Die auflaufenden Spesen wollen Sie sich bitte bei dem Guthaben von Frau Singer in abzug zu bringen. Nochmals vielen Dank. Hochachtungsvoll Adolf Gross Zilina-Slovakei, Stefanikova 39«11 Emma Groß übernahm - mit Unterstützung der tschechoslowakischen Botschaft - noch Mitte November 1938 persönlich die Verladung zumindest eines Großteils des beweglichen Gutes in ihren Wolfsberger Wohnräumen. So konnten Möbelstücke, Kunstgegenstände, Geschirr und Kleidung der Familie nachgesandt werden. Das Bankkonto, auf dem sich auch die Summe des Verkaufspreises befand, wurde von den Nationalsozialisten gesperrt. So boten die aus der Wohnung noch erhaltenen Gegenstände die einzigen Wertobjekte. Mit dem Verkauf dieser Habseligkeiten konnte die Familie die Jahre in der Slowakei überleben. Nochmals erhielt der Notar ein Telegramm von Adolf Gross, worin die Bestätigung urgiert wird. Mitte Dezember dürfte das amtliche Schreiben dann in Zilina eingelangt sein. In der Abschrift lesen wir: »Vom gefertigten Amte wird bestätigt, daß sich Herr Adolf Gross, geboren 11. 3. 1885 in Kotešová, am 1. 4. 1910 hier als Wohnhaft polizeilich angemeldet und bis zum 15. 9. 1938 ununterbrochen in Wolfsberg gewohnt hat. Zufolge Übersiedlung in die Tschechoslowakische Republik hat er seinen hiesigen ständigen Wohnsitz aufgegeben und sich beim Polizeiamt Wolfsberg am 15. 9. 1938 abgemeldet. Stadtgemeindeamt Wolfsberg, am 29. November 1938. Der Stadtverwalter«12 Was sich in Wolfsberg in den Monaten nach der Abreise der Familien Gross und Singer zugetragen hat, sei hier mit einigen Blitzlichtern erhellt. Die ortsansässigen Juden waren vertrieben, den reisenden jüdischen Händlern der Aufenthalt untersagt.13 Dennoch blieb der aggressive Antisemitismus Repertoire der Redner verschiedener Veranstaltungen. So stand die Jahresschluß-Feier 1938 im Rathaussaal auch im Zeichen judenfeindlicher Agitation. 600 Personen wohnten dieser Kundgebung bei.14 Mitte Jänner 1939 wurde in Wolfsberg ein Handwerkerappell abgehalten. Die jüdischen Familien waren bereits enteignet und zum Großteil aus der Lavantstadt und Umgebung geflüchtet. Auf der Veranstaltung hielt der Gauwirtschaftsberater Ing. Alois Winkler eine Rede, in der sich sämtliche antisemitischen Zerrbilder der Nationalsozialisten wiederfinden: »Zu den vielen Änderungen, die die nationalsozialistische Wirtschaftsauffassung mit sich brachte, gehörte naturnotwendig auch die Entfernung der Juden aus der deutschen Wirtschaft, was durch die Maßnahmen des vergangenen Jahres auch restlos erreicht ist. Wichtig aber und unumgänglich notwendig für die Sicherung nationalsozialistischer Politik auch in den letzten Wirtschaftszweigen sei die restlose Entfernung jenes jüdischen Geistes, der durch die jahrzehntelange Beeinflussung des deutschen Menschen durch den jüdischen Liberalismus und Marxismus in einem großen Teil des Volkes Fuß gefaßt habe.«15 Die Hetze gegen die Juden, die man für alle wirtschaftlichen Mißstände verantwortlich gemacht hat und als Urheber von gegnerischen Politikmodellen ansah, setzte sich auch in den folgenden Jahren fort. Arisierungen Ein Thema, dessen Aktualität und Brisanz nicht außer acht zu lassen sind, wird mit den sogenannten »Arisrungen«, d. h. Enteignung der jüdischen Besitzer durch »Arier«, angesprochen. Dieser Vorgang setzte unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ein. Vorerst wurde sämtliches unbewegliches Gut, vorwiegend Haus- und Geschäftsbesitz, welches ganz oder zum Teil als Besitz von inund ausländischen Juden galt, registriert.16 Die Gendarmerieposten im Bezirk Wolfsberg stellten im Mai 1939 auf Anweisung des Landrats des Kreises den noch nicht arisierten landwirtschaftlichen Besitz von Juden fest. Wilhelm und Maria Rath (sie wird als Jüdin ausgewiesen) hatten 1935 in Farrach ein Gut im Ausmaß von 193 ha 55 ar an Wiesen, Äcker, Wald und Weide erworben.17 Ausgedehnte forstwirtschaftliche Vermögenschaften besaß in St.Vinzenz, Gemeinde Ettendorf, Dora Gottlieb-Ornstein, deren Vater Hugo Ornstein 1936 verstorben war. Ein kommissarischer |
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Hermine Singer und Emma Gross
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Adolf Gross
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Der Kaufpreis für die Firma Adolf Gross, Manufaktur-geschäft, beträgt RM 30.667,- der Kaufpreis für die Liegenschaft RM 28.000,-. Der Kaufpreis von insgesamt RM 58.667,— hat auf ein zu errichtendes Sperrkonto lautend auf den Namen des Verkäufers bei der Österr. Kreditanstalt - Wr.Bankverein oder einer ihrer Filialen ein-gezahlt zu werden. Die Unterlagen für meine Bewilligung bilden 1. Das Ansuchen um Genehmigung der Erwerbung und Veräusserung vom 27. Mai 1938. 2. Der Kaufvertrag vom 12. Juli 1938. 3. Die Unbedenklichkeitserklärung der NSDAP Kreis-leitung Wolfsberg. 4. Eine Befürwortung des Gauwirtschaftsberaters der NSDAP - Gau Kärnten. 5. Das Gutachten des Wirtschaftsprüfers [...], eingelangt am 3. 9. 1938; Nr. 6144 19. 8. 1938 XXX [= Unterschrift des Ariseurs]«29 Der stolze neue Besitzer, ein langjähriger Sympathisant der NS-Bewegung, ›erlaubte‹ den ehemaligen Besitzern noch ein kurzes Wohnrecht. Nach dem 15. September 1938 führte er das arisierte Geschäft und bewohnte mit seiner Familie die beiden oberen Stockwerke. Durch die ausländische Staatsbürgerschaft der Familie Gross konnte wenigstens ein Teil der Möbel, der Privatkleidung und sonstiger Haushaltsgegenstände aus der Arisierungsmasse herausgenommen und nach Zilina transportiert werden. Im Juni 1946 kam es in Wolfsberg zur ersten Nachkriegsbegegnung zwischen der mittlerweile verheirateten Gross-Tochter Anny Junek und dem Ariseur der elterlichen Besitztümer. Emma und Adolf Gross waren in Auschwitz ermordet worden, das Todeserklärungsverfahren eingereicht. Die Erbinnen versuchten, nachdem we-der ihre Eltern noch sie selbst vom Verkaufserlös auch nur eine Reichsmark erhalten hatten, wiederholt ein außergerichtliches Einvernehmen mit XXX zu erzielen. Im Februar 1948 wurde gegen die beiden Nutznießer der Arisierung (Vater und Sohn) eine Klage bei der Rückstellungskommission beim Landesgericht Klagenfurt ein-gereicht. 30 Als Antragsteller zeichnen Lotte Roth und Anna Junek, beide wohnhaft in Avenida Dickens 42, Kolonie Chapultepec-Polanco in Mexiko, und in Vertretung, der noch nicht für tot erklärten Eltern Adolf und Emma Gross - eine Abwesenheitskuratorin. Die beiden Rechtsanwälte legen den Anträgen, zwecks Rückstellung des Unternehmens, der Grundstücke und der Erträgnisse, zahlreiche Belege (u. a. Grundbuchauszug, Kaufver-trag, Rechnungsbelege, diverse Bescheinigungen etc.) bei. Aus der Abschrift des Kaufvertrags, datiert mit 11. Mai 1938 (nicht wie im obigen Schreiben vermerkt mit 12. Juli 1938!), geht hervor, daß der Verkaufspreis wesentlich geringer war als von der Vermögensverkehrsstelle nachträglich festgesetzt. Im Kaufvertrag heißt es dazu: »... dieser [= XXX, Anm. d. V.] kauft Liegen-schaft Haus Nr. 196 in Wolfsberg EZ 21 KG Wolfsberg, Untere Stadt, samt allem was erd-mauer-niet und nagelfest ist, und samt der Badezimmereinrichtung, sowie mit allen Rechten und Bestandteilen, wie die Verkäufer diese Liegenschaft selbst besassen und benützten, oder zu besitzen und zu benützen berechtigt waren, um den vereinbarten Kaufpreis von S 40.000,—, ist gleich 26.667 Reichsmark. Zum Gutsbestande der verkauften Liegenschaft gehören die Bauparzellen Nr. 105/6 und 2/3, sowie die Gartenparzellen Nr. 107/1, 107/2 und 107/7 der Stgde. Wolfsberg Untere Stadt...«31 In der Gegenäußerung der Antragsgegner vom 28. April 1948 wird versucht, den Vorwurf der Arisierung dadurch zu entkräften, indem behauptet wird, daß Adolf Gross bereits 1935 sein Geschäft zur Pacht angeboten habe. Gross habe darüber hinaus bereits vor dem Einmarsch der Nationalsozialisten die Absicht gehabt, in die Tschechoslowakei zurückzukehren. Zeugen für diese Behauptungen werden angeführt. Außerdem, so XXX, wäre das erworbene Warenlager veraltet gewesen und das Geschäft wäre am 9. März 1943 über Vorschlag der Kreisleitung der NSDAP Wolfsberg stillgelegt worden. Eine Auflistung der auf das Gross’sche Konto der Länderbank ein-gezahlten Beträge ist in der Gegenäußerung ebenfalls enthalten.32 Im Schreiben des Rechtsanwalts von Anny Junek und Lotte Roth vom 16. Juni 1948 wird der Stellungnahme der Antragsgegner entgegnet. Der »unredliche Erwerb« - »die Arisierungen müßten eigentlich Erpressungen und Diebstähle genannt werden« - kann bei Vorlage der Beweise wohl nicht geleugnet werden, da auch die damalige »Rechtlosigkeit der Juden [...] eine gerichtsbekannte Tatsache« sei. Sämtliche Guthaben, so auch der Verkaufserlös bei der österreichischen Creditanstalt Wiener Bankverein, seien mit 16. September 1938 gesperrt worden. In den darauffolgenden Monaten erfolgten weitere Er-mittlungen: beim Finanzamt über die Geschäftseinkünfte, bei Sachverständigen über den Verkehrs- und Verkaufswert der Liegenschaften und des Werts des Warenlagers im Frühjahr 1938. Nach fehlgelaufenen Vergleichsverhandlungen Mitte 1950 wurde das Verfahren fortgesetzt. Im Herbst 1950 betonten die Kläger neuerlich, daß »unter den damaligen politischen Verhältnissen Frau Gross gezwungen war, ihre Zustimmung zu geben [...], den Eigentümern nichts anderes übrig blieb als sich diesem Diktat zu fügen [...]«. |
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Anny Gross |
Lotte Gross |
Im Frühjahr 1951 übermittelte Lotte Roth dem XXX einen letzten Vergleichsvorschlag: »... falls bis längstens Dieser Beitrag ist die gekürzte Fassung einer umfangreicheren Forschungsarbeit zur Geschichte der Juden in Wolfsberg/ Kärnten. Die gedruckte Fassung erschien als Broschüre mit Bildteil, die leider bereits vergriffen ist. Im Zuge der Präsentation dieser Broschüre wurde eine Gedenktafel für die ermordeten und vertriebenen Wolfsberger Juden enthüllt ("David” berichtete darüber in der letzten Ausgabe).
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