Die Synagoge bildete einstmals das Zentrum des jüdischen Hohenems. Bereits im Schutzbrief von 1617 hatte Graf Kaspar den anzusiedelnden jüdischen Familien in Hohenems das Recht auf eine Synagoge eingeräumt. Erst 1770-1772 entstand nach Plänen des Bregenzerwälder Baumeisters Peter Bein das hoch gewölbte Gotteshaus im spätbarocken, klassizistischen Stil, das zu den bedeutendsten Synagogenbauten im Bodenseeraum zählte.
1863-1867 wurde die Synagoge im Inneren einem zeitgemäßen Umbau im Geiste der Reform des Gottesdienstes unter der Leitung des St. Galler Architekten Felix Wilhelm Kubly unterzogen. Die Synagoge erhielt – ungewöhnlich für jüdische Gotteshäuser – einen Turm mit Uhr und Schlagwerk als Zeichen gewachsenen Selbstbewusstseins, gekrönt vom Davidstern an der Spitze. In der Folge wurde dem Synagogenchor und Harmonium Platz auf der Galerie eingeräumt – und die Frauen erhielten ihren Platz im Saal.
Innenansicht der neu restaurierten Synagoge, benannt nach Salomon Sulzer Bedeutende Rabbiner wirkten in diesem Haus, von Abraham Kohn, mit dem die Synagogenreform in Hohenems ihren Anfang nahm, bis zu Aron Tänzer, dem großen Historiker der Gemeinde, dessen Tätigkeit schon in eine Zeit der Landflucht und des Niedergangs fiel. Auch der 1804 in Hohenems geborene Salomon Sulzer trat als Sechzehnjähriger hier seine erste Kantorenstelle an, bevor er 1826, wegen seines Baritons bekannt geworden, an den neu errichteten Wiener Stadttempel berufen wurde. Von dort aus nahm mit ihm die Reform der Synagogenmusik (und das hieß ihre Begegnung und Auseinandersetzung mit der europäischen Musiktradition) ihren Ausgang. Sulzer wurde zu einer legendären Gestalt einer musikalischen Interkulturalität, deren Wirkung heute vor allem in den USA, aber auch wieder in der zaghaften Renaissance des Reformjudentums in Europa spürbar ist, nachdem die Shoah das Europäische Judentum von dieser Entwicklung zunächst auf katastrophale Weise abgeschnitten hatte. Von der Synagoge zum Feuerwehrhaus Nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland 1938 war die Synagoge durch das Reich beschlagnahmt worden und 1941 für den geschätzten „Abbruchwert" in den Besitz der Marktgemeinde übergegangen. Das Inventar, insbesondere die Ritualgegenstände, wurde als „wertlos" erachtet, viele Objekte der „Metallspende" zugeführt und vernichtet. Bürgermeister Josef Wolfgang legte, so ein Brief vom 19.6.1940, Wert darauf, „diese Erinnerungsstätten jüdischer Herrschaft in Hohenems auszumerzen". Die jüdische Bevölkerung Vorarlbergs wurde entrechtet und ihres Besitzes beraubt. Wem die Flucht nicht rechtzeitig gelang, der wurde 1940 nach Wien zwangsumgesiedelt und später deportiert und ermordet. Für die Zukunft des Synagogengebäudes wurden die unterschiedlichsten Pläne gemacht, es war als Turnhalle genauso im Gespräch wie als Kino für NS-Propagandafilme. Bei Kriegsende war die Synagoge im Inneren zerstört, der inzwischen geplante Umbau zum Feuerwehrhaus aber nicht zustande gekommen. Ab Herbst 1945 brachte die französische Besatzungsmacht jüdische Überlebende des Holocaust in Hohenems unter, die im nahe liegenden Brunnerhaus sogar ein Rabbinerseminar einrichteten. Manche der Überlebenden wohnten auch in der Synagoge. Von den abgewanderten oder geflohenen Hohenemser Juden unternahm einzig Harry Weil, der letzte Kantor der Gemeinde, den Versuch, sich wieder in Hohenems anzusiedeln; sein Antrag auf Rückstellung der Wohnung im Rabbinerhaus wurde abgelehnt. „In Hohenems gibt es keine Juden mehr" beschied der erste Hohenemser Nachkriegsbürgermeister Hanni Amann trocken. Anfang der 1950er-Jahre erfolgte die Rückstellung der Synagoge an die Israelitische Kultusgemeinde Innsbruck und der anschließende Verkauf des Objektes an die Marktgemeinde Hohenems. 1954/55 fand der Umbau in ein Feuerwehrgerätehaus statt. Bauarbeiten zur teilweisen Wiederherstellung des ursprünglichen Aussehens der Synagoge Vom Feuerwehrhaus zum Kulturhaus Bis ins Jahr 2001 wurde die ehemalige Synagoge als Feuerwehrhaus und Säuglingsfürsorgestelle genutzt. Im ehemaligen Betsaal und einem Anbau der 1970er-Jahre waren Garagen untergebracht; über einer Zwischendecke entstanden Büros und Mannschaftsräume. Die an Gesetzestafeln gemahnenden Rundbogenfenster und die barocken Ochsenaugen hatten quadratischen Toren und Fenstern Platz machen müssen. Eine Tafel im Hauseingang datierte den Bau des Hauses nun auf 1954/55. Von der Synagoge und dem ehemaligen sakralen Charakter des Hauses, von den jüdischen Hohenemsern und ihrer Gemeinde sollte keine Spur mehr bleiben. Bis zur Gründung des Jüdischen Museums 1991 sollte es dauern, bis eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge erinnerte. In den 1990er-Jahren wurde schließlich ein neuer Standort für die Feuerwehr gefunden und die Umwidmung des Hauses zum Sitz der Musikschule „Tonart" und als Kultursaal beschlossen. Unter der Leitung der Architekten Ada und Reinhard Rinderer wurde es 2003 nach anspruchsvollen Standards des Denkmalschutzes behutsam und würdevoll teilrekonstruiert, ohne seine wechselvolle Geschichte und auch die Spuren der willentlichen Zerstörung gänzlich ungeschehen zu machen. Am 21.05.2006 wurde das Haus im Angendenken an Salomon Sulzer offiziell eröffnet. Es sollte in Hinkunft der kulturellen Begegnung und dem interreligiösen Dialog als würdige Stätte dienen.