Im Jahr 2002 fand das 90-Jahr-Jubiläum des Neurologischen Krankenhauses der Stadt Wien - Rosenhügel statt. Gleichzeitig wurde das 50jährige Bestehen als Schlaganfallzentrum gefeiert. Aus diesem Anlass wurde eine Ausstellung und eine Publikation mit folgenden Schwerpunkten herausgebracht.
Die Wurzeln – die Familie Rothschild
Schwerpunkt dieses historischen Kapitels ist der Wiener Zweig der Familie Rothschild. Diese Bankiersfamilie stiftete so bedeutende Bauten wie das Rothschild-Spital am Währinger Gürtel, die Nervenheilanstalt am Rosenhügel oder das Maria-Theresien Schlössel. Sie finanzierte mit ihrem Geld die Kaiser Ferdinands Nordbahn und half der Creditanstalt aus ihrem finanziellen Dilemma. Eine Vielzahl profaner Bauten, wie die Palais der Rothschild, ihre Gärten in Döbling etc. bildeten vom kunsthistorischen und botanischen Aspekt aus bedeutende Werke. Heute ist vieles davon verschwunden und zerstört; der Name vergessen bzw. wird verschwiegen.
Heute fehlt vielen Personen der Bezug zu den ehemaligen Mitgliedern der Rothschilds, ihren Geschichten und ihren Verflechtungen mit der österreichischen Geschichte, um ein Verständnis für die österreichische Tradition dieser Familie aufzuweisen. Vier Generationen lang bestimmte der Wiener Zweig der Familie Rothschild das wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben Wiens.
Salomon Mayer Rothschild (1774-1855) war der Begründer des Wiener Zweiges der Familie Rothschild. Sein Sohn Anselm (1803-1874) war Förderer der Kaiser Ferdinand Nordbahn und Stifter zahlreicher israelitischer Wohltätigkeitseinrichtung-en, wie das Rothschild-Spital, das Blindeninstitut auf der Hohen Warte und die Taubstummenanstalt.
Nathaniel (gest. 1905), der älteste Sohn Anselms, verzichtete auf die Leitung des florierenden Bankhauses zugunsten seines jüngeren Bruders Albert (gest. 1911). Nathaniel war unverheiratet und widmete sich den schönen Künsten, trat als Mäzen auf und stiftete wohltätige Einrichtungen – unter anderem das Neurologische Krankenhaus Rosenhügel.
Als Louis Nathaniel Rothschild (1882-1955), der 1938 Wien als letzter männlicher Nachfolger vom Wiener Zweig verlassen hatte, 1947 nach Wien zurückkehrte, beschloss er, das Wiener Bankhaus nicht wieder zu errichten. Er übergab den Großteil seiner Besitzungen der Republik Österreich, wobei die Bedingung war, dass mit den Rothschildschen Vermögenswerten ein staatlicher Pensionsfond (!) zu gründen sei, um damit allen ehemaligen Angestellten der Rothschilds die gleiche Pension wie österreichischen Staatsbeamten zu garantieren.
Die Nathaniel Freiherr von Rothschildsche Stiftung am Rosenhügel
Bereits im Februar 1899 erfolgte die testamentarische Verfügung bezüglich der Stiftung von Nathaniel für ein neurologisches Krankenhaus in Wien. Am 15. Juli 1912 erfolgte die Inbetriebnahme der Krankenanstalt am Rosenhügel, die von so bedeutenden Architekten wie Ferdinand Fellner und Hermann Helmer und Baron Krauß und Josef Tölk entworfen worden war.
Im ersten Weltkrieg diente die Stiftung als Kriegslazarett des Roten Kreuzes. Nach dem Bankenkrach in der Zwischenkriegszeit (1927) und finanziellen Nöten übernahm die Gemeinde Wien die Betriebskosten für das Spital.
Im zweiten Weltkrieg diente das NKR als Kriegslazarett der deutschen Wehrmacht.
Ab den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte die Weiterentwicklung der Nervenheilanstalt zu einem führenden neurologischen Krankenhaus unter der Leitung der Gemeinde Wien. Wichtiger Punkt ist auch der Vertrag der Gemeinde Wien mit der wieder eingesetzten Rothschild-Stiftung.
1974 erfolgte die Eröffnung einer Kinderpsychiatrischen Abteilung in einem eigens erbauten Pavillon.
Am 7. Dezember 1999 erfolgte der Spatenstich bezüglich des Baues eines Rehabilitations-Zentrums für neurologische und neuropsychologische Rehabilitation; eines Kooperationsprojekt zwischen der Gemeinde Wien und der Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft.
Mit 26. Oktober 2002 erfolgte auch die Rückbenennung der Anstalt in "Nathaniel Freiherr von Rothschild’sche Stiftung".
Die aus den Forschungsarbeiten und den zahlreichen Archivunterlagen entstandenen Publikation umfasst auf knapp 120 Seiten eine Vielzahl an Informationen, Bildmaterial und weiterführenden Quellen. Sie geben einen Einblick in den Umfang der Unterlagen, die zum großen Teil aus dem eigenen Archivbestand des Neurologischen Krankenhauses Rosenhügel stammen. So werden neben zahlreichen Originalplänen der Gebäude (u.a. von Helmer und Fellner), der Stiftsbrief und die Hausordnung, eine Dienstanweisung und ein Schriftverkehr aus dem ersten Weltkrieg präsentiert. Das Buch "Neurologie Rosenhügel / Rothschild-Stiftung" ist um € 20,- beim Verein MEMO, c/o Dr. Ruth Koblizek, 1080 Wien, Zeltgasse 10/9, Tel. 01-4071130, Fax: 01-4797602 oder per Mail: vereinmemo@hotmail.com erhältlich.