Ausgabe

Über die Erfindung der Schönheit

Monika Kaczek

Zum 150. Geburtstag von Helena Rubinstein

Vom 8. Oktober 2017 bis zum 6. Mai 2018 wurde im Jüdischen Museum Wien die Ausstellung Helena Rubinstein: Die Schönheitserfinderin präsentiert, die sich dem Leben und Wirken der Pionierin der Kosmetik widmete.

Inhalt

Familie und der Weg nach Australien

Helena Rubinstein (eigentlich: Chaja Rubinstein) wurde am 25. Dezember 1870 als älteste von acht Töchtern des jüdischen Lebensmittelkaufmanns Herzel „Horaz“ Rubinstein und dessen Frau Augusta (geborene Silberfeld) im Krakauer Stadtteil Kazimierz geboren. Im Alter von 24 Jahren zog die junge Frau nach Wien, wo sie im Pelzgeschäft eines Verwandten arbeitete. 1896 wanderte sie nach Coleraine (Australien) aus und änderte ihren Vornamen in Helena Juliet. Einen Arbeitsplatz fand sie bei einem ihrer Onkel, der schon längere Zeit in Australien lebte. Bevor die Reise zum neuen Kontinent los ging, bekam Helena Rubinstein von ihrer Mutter zwölf Tiegel mit einer kosmetischen Pflegecreme mit. Im Jahre 1900 zog Helena Rubinstein nach Toowoomba, eine Stadt im australischen Bundesland Queensland, wo sie beim dortigen Gouverneur eine Stelle als Kindermädchen fand. Weiterhin verfolgte sie die Idee, Schönheitscremen zu importieren und zu verkaufen. Als dieses Unterfangen zu kompliziert erschien, stellte sie die Produkte selbst her und eröffnete 1902 in Melbourne den ersten Schönheitssalon des Staates. Ein Valaze genanntes Pflegeprodukt wurde aus Lanolin, Sesam und Mineralöl hergestellt. Mit Cremen, die sie aus Polen importierte, hatte die junge Geschäftsfrau grosse Erfolge; und ihr Schönheitsratgeber war heiss begehrt. Doch Helena Rubinstein hatte neue Pläne: sie übergab ihr Geschäft an zwei ihrer Schwestern und reiste nach Paris – die Stadt der Mode und der Schönheit.

 

Ehen und der Aufstieg

In Paris beschäftigte sich Helena Rubinstein mit Ernährungswissenschaft und Schönheitschirurgie. Während eines Aufenthalts im australischen Sydney lernte sie den ursprünglich aus Polen stammenden US-amerikanischen Journalisten Edward William Titus (1870–1952) kennen und die beiden heirateten 1908 in London. Zu den zwei Söhnen aus Titus’ erster Ehe kamen gemeinsame Kinder: Roy Valentine (1909–1989) und Horace Titus (1912–1958). Im Jahre 1908 gründete Helena Rubinstein Schönheitssalons in Wellington (Neuseeland) und im Londoner Stadtteil Mayfair; vier Jahre später folgte ein Salon in Paris, und im Stadtteil Saint-Cloud wurde ein Labor eingerichtet.

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Helena Rubinstein von Paul César Hellau gezeichnet, 1908. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Helena_Rubinstein#/media/Datei:Helena_Rubinstein_by_Paul_C%C3%A9sar_Helleu_(1859-1927)_cropped.jpg; gemeinfrei

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verliess die Familie Europa und emigrierte in die USA. 1920 wurde eine eigene Pflegelinie unter dem Namen Helena Rubinstein ins Leben gerufen. Anfang der 1930er Jahre kehrte Helena Rubinstein nach Paris zurück, wo sie auch zahlreiche Künstler, wie zum Beispiel Marc Chagall und Henri Matisse kennenlernte. Nach ihrer Scheidung heiratete sie 1938 den georgischen Prinzen Artchil Gourielli-Techkonia (1897–1955) und zog nach New York, wo sie 1953 in einem Vorort eine Kosmetikfabrik eröffnete. Bald folgten Fabriken in Australien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Israel, Italien, Japan, Kanada, der Schweiz und Südamerika. Als innovative Unternehmerin beschritt sie auch bei der Vermarktung neue Wege. So entwarfen bekannte Designer und Künstler ihre eleganten Verpackungen. Bis zu ihrem Tod 1965 umfasste ihr Unternehmen einhundert Niederlassungen in vierzehn Ländern mit etwa 30.000 Beschäftigten.

Seit ihrem Aufenthalt in Paris betätigte sich Helena Rubinstein als Förderin der Künste und der Wissenschaften. Sie gab Gemälde in Auftrag, sammelte Kunst jeglicher Art und richtete einen Fonds zur Unterstützung von Kunststudenten ein. Im Jänner 1959 eröffnete sie im Tel Aviv Museum of Art den Helena Rubinstein Pavillon.

 

Tod und Vermächtnis

Bis kurz vor ihrem Tod am 1. April 1965 hatte Helena Rubinstein ihr Unternehmen noch selbst geleitet. Ihren Erben hinterliess sie das von ihr aufgebaute Kosmetikimperium sowie Häuser, Schmuck und Gemälde. Den grössten Teil vererbte sie der Gesundheitsfürsorge, weil sie es bedauerte, dass sie nicht die Chance bekommen hatte, Ärztin zu werden. Obwohl ihre Marke seit 1988 zum L’Oréal-Konzern gehört, ist der Name Helena Rubinstein bis heute ein Begriff:

 

«Es gibt keine hässlichen Frauen; es gibt nur gleichgültige.“

(Helena Rubinstein)

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Helena Rubinstein bei der Eröffnung des Helena Rubinstein Pavillons, Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv, 22. Jänner 1959. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Helena_Rubinstein_Tel_Aviv_Museum_1959.jpg , public domain