Ausgabe

Kriegsgräberfürsorge

Brigadier i.R. Thomas Rapatz MA, Generalsekretär

Die Opfer kriegerischer Ereignisse im letzten Jahrhundert bleiben Denkmäler für den Frieden, auch heute mehr denn je

Inhalt

„Arbeit für den Frieden“ lautet der Leitspruch des Österreichischen Schwarzen Kreuzes – Kriegsgräberfürsorge (ÖSK). Auch in diesem Jahrzehnt sind Krieg, Gewalt und Terror nicht verschwunden, sondern beeinflussen unser Leben nach wie vor. Der Krieg in der Ukraine und jener im Nahen Osten bestimmen durch die aktuellen Medienberichte auch unser Tagesgeschehen, und liefern in bunter Aufmachung die blutigen Auseinandersetzungen „frei Haus.“ Trotz Beteuerung zur Friedensbereitschaft scheint noch immer der Weg zur Konfliktlösung ohne kämpferische Auseinandersetzungen weit entfernt. Die Hoffnung der Menschen, dass die Gräuel der letzten Kriege nicht in Vergessenheit geraten, haben sich nicht erfüllt.

Und die Opfer: Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) betrugen die Verluste der österr.-ungarischen Armee über 1 Million Kriegstote. Im Zweiten Weltkrieg (1039-1945) waren in der Deutschen Wehrmacht bereits 247.000 Österreicher zu beklagen, dazu gelten 133.000 Österreicher bis heute als vermisst. Dazu kommt nicht enden wollendes Leid der Angehörigen, die mit diesen Verlusten ihre Existenz neu begründen mussten. Die Genfer Konvention regelt grundsätzlich das dauernde Ruherecht für die Kriegstoten. Deren Friedhöfe und Anlagen zu pflegen und zu erhalten ist das vorgegebene Ziel seit über einhundert Jahren. Das hierfür zuständige Innenministerium (BMI) hat hierzu auch mit dem ÖSK eine Kooperation zur Zusammenarbeit abgeschlossen. So werden auf österreichischem Staatsgebiet alle Gräber der hier bestatteten Soldaten und Kriegsopfer – gleich welcher Nation und Glaubensbekenntnis – durch das BMI, gemeinsam mit den Landesregierungen, vom ÖSK mitbetreut. Hinzu kommt die Grabpflege von Bombenopfern und politisch Verfolgten.

Auf den Kampfstätten des Ersten Weltkrieges zu Tode gekommenen Soldaten gilt dies für jene Opfer aus dem Ersten Weltkrieg; die Soldatenfriedhöfe des Zweiten Weltkrieges im Ausland betreut der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die umfangreichen Arbeiten der Grabpflege werden durch ehrenamtliche Mitarbeiter des ÖSK anlässlich der Friedhofsammlungen zu Allerheiligen, gemeinsam mit freiwilligen Soldaten des Bundesheeres, mit dem Österr. Kameradschaftsbund, der Feuerwehr, dem Roten Kreuz und freiwilligen Helfern durchgeführt. Damit verbunden sind Aktivitäten um Pflege und Erhaltung der Gräber. 

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ÖSK- Hochkreuz am Friedhof in Zell am See

 

Univ. Prof. Dr. Stefan Karner wurde am 23. Mai 2025 im Beisein von Innenminister Gerhard Karner einstimmig zum neuen Präsidenten des Österreichischen Schwarzen Kreuzes – Kriegsgräberfürsorge (ÖSK) gewählt. Er folgt dem ehemaligen steirischen Landtagsabgeordneten Peter Rieser, der die letzten 13 Jahre die Geschicke des Vereins geleitet hat.

Ebenso wurde der ehemalige Militärdiplomat Brigadier i.R. Thomas Rapatz MA zum Generalsekretär des Österreichischen Schwarzen Kreuzes gewählt und damit hat er die administrative Leitung im Generalsekretariat für die Friedensarbeit im ­Rahmen der Kriegsgräberfürsorge ­national und international über­-
nommen. 

In seiner Antrittsrede skizzierte Präsident Karner seine Vorstellungen über die zukünftige Arbeit des Schwarzen Kreuzes, zu dessen Grundpfeilern die Arbeit für den Frieden, die Gedenkarbeit und die Erhaltung der Werte gehören. Er will aber auch gemeinsam mit Generalsekretär Rapatz neue Akzente setzen – vor allem bei der Jugendarbeit. Hier soll das Interesse am ÖSK geweckt werden und dessen Aufgaben sollen in den Schulen in das Fach „Politische Bildung“ einfliessen. Denn der Blick in die Zukunft zeigt, dass die Generation der unmittelbar an Kriegsgeschehnissen Beteiligten im Abnehmen begriffen ist; zugleich ist der Friedhofsbesuch massiv zurück gegangen. Das ÖSK sieht sich daher veranlasst neue Wege bei der Gewinnung von Jugendlichen umzusetzen. Dazu zählen u.a. Projektarbeiten, wie „Opfergedenken noch zeitgemäss“ an Höheren Schulen und die Mitarbeit bei zumutbaren Projektarbeiten an Kriegerfriedhöfen im Rahmen der Kriegsgräberfürsorge. 

Diese Friedensarbeit ist Auftrag und Motivation des österreichischen Schwarzen Kreuzes, das seit 106 Jahren überparteilich und überkonfessionell als Verein agiert und im Zusammenwirken mit dem Bundesministerium für Inneres die in Staatsverträgen übernommenen Verpflichtungen der Republik miterfüllt und damit die Kriegsgräberfürsorge und Arbeit für den Frieden. Standen anfänglich die Grabpflege und das historische Gedenken im Fokus, wird nunmehr die Gedenkarbeit im ÖSK durch weitere Themen wie „Kriegsgefangenen- und Vermisstenforschung“ erweitert.

„Denn Frieden muss gestiftet werden – er kommt nicht von selber!“